Mittwoch, 26.
April., Kleinrohrheim, 2. Tag
21.32 (sms) Mir geht’s gut. Sitzen im Zelt, Jenny witzelt, Lotte grast,
ich schlafe. Stefanie
Donnerstag, 27.
April., 3. Tag
09.03 (Anruf) Vorgestern 26 km, gestern 23 km, die Strecken sind für
den Anfang zu lang, auch das Führen erfordert alle Konzentration, man
sinkt abends nur müde aufs Lager, an Schreiben ist nicht zu denken. Ich
habe mir große Blasen an den Fersen gelaufen, war eben bei einer Krankenschwester,
die sie aufgestochen hat, ich habe jetzt Pflaster, muss heute auf Jennys Pferd
reiten. Jennys Bein geht es besser. Wir haben an der Pumpe nur braunes Wasser,
die Morgentoilette war nicht so angenehm.
Abends (Anruf) Wir haben heute 16 km geschafft. Der Übergang mit der
Fähre bei Gernsheim über den Rhein ging problemlos. Übernachten
zwei Dörfer früher (vor Alsheim). Die Pferde stehen auf der Weide.
Wir haben unser Zelt im Heu aufgeschlagen. Die Strecke, die wir nicht schaffen,
wird Saskia mit dem Hänger überbrücken, weil ich an einer bestimmten
Stelle schon die nächste Mitreiterin erwarte. Lotte hat Rückenschmerzen,
sie trägt 26 Kilo plus Sattel totes Gewicht, an das sie sich erst gewöhnen
muss.
Samstag, 29. April.,
Pfaffen – Schwabenheim, 5. Tag
22.00 (Anruf) Au – Aua, heute 27 km , aber ich bin genau da, wo ich
sein wollte. Ich lerne viel. Lotte wird immer cooler. Es sind hier noch die
Ausläufer des Pfälzerwaldes, aber ganz schön gebirgig. Jetzt
begleitet mich Anke.
Gleich leg ich mich schlafen. Macht’s gut, tschüs.
Sonntag, 30. April.,
6. Tag
09.30 (Anruf) Guten Morgen, ich möchte das Karinchen sprechen. Sie soll
sich keine solchen Sorgen machen. Es ist doch alles schön so und ich
bin doch eine Abenteuerin. Und die Lotte lernt so viel! Heute hatte ich zum
ersten mal ein richtiges Kopfkissen und das ist auch für Abenteuerinnen
schön, die lieben das. Anke hat mich gestern begleitet und gestern Nacht
bei sich zu Hause aufgenommen. Heute geht es weiter Richtung Daxweiler, aber
wir machen die Strecke in zwei gemütlichen Etappen. So, jetzt geh ich
mal frühstücken.
Mittwoch, 03.
Mai 2006, Erbach, 9. Tag
08.00 (Anruf) Ich bin kurz vor St. Goar Biebernheim in Erbach, nach Jenny
und Anke reite ich jetzt mit Helmut, wir haben in einer Grillhütte übernachtet
und auf Bierbänken geschlafen, es war etwas hart. Lotte hat wieder Rückenschmerzen
und so wird das Gepäck mit dem Auto gefahren, aber heute muss ich wieder
versuchen, ihr das Gepäck aufzulegen. Die Pferde stehen auf der Koppel.
Helmut hat einen barocken schwarzen Criollo mit wunderschönem dicken
Arsch. Nein, ihr braucht nicht zurückzurufen, ich habe das Handy am Stecker
angeschlossen. (Sie ruft jemandem zu: Ja, wir sind schon wieder unterwegs,
wunderbar danke schön!) Wieder zu uns: Jetzt kriegen wir Frühstück!
Und ihr kriegt Post von mir. Die Karten für die weitere Strecke nach
Neuss kriegen wir zugeschickt, wenn ich bei euch bin, ich bleibe ja dann eine
Weile. Wenn du, Dieter, mich in Grevenbroich mit dem Fahrrad abholst, musst
du auch die Strecke vorbereiten. Ich wünsch euch einen schönen Tag,
tschüß.
Donnerstag, 04.
Mai 2006, Damscheid, 10. Tag
Nach 20.00 (Anruf) Lottes Rücken geht es wieder besser und auch meine
Füße sind in Ordnung. Heute übernachten wir bei einem Weinbauern
im Wohnwagen in Damast-Wäsche und essen vorzüglich. Zum Dank habe
ich Wein bestellt, der euch angeliefert wird. Die von uns geplante Streckenführung
ist sehr theoretisch, weil wir die Steigungen nicht berücksichtigt haben,
und hier geht es rauf und runter, das macht einen ganz schön fertig.
Reiter haben mich zum Mitreiten eingeladen, aber ich habe lieber etwas Erholung
genossen, außerdem steige ich noch nicht auf Lotte. Morgen geht es Richtung
Werlau, noch weit vor Boppard.
Sonntag, 7. Mai
2006, 13. Tag
17.00 (AB) Ich bin’s, ich wollt nur sagen, ich hab jetzt den Hunsrück
hinter mir und bin über die Mosel, und jetzt ist es hier wieder schön
und ich bin im sehr finsteren Walde und die Löttchen macht ihre Sache
gut und ich hab gute Laune. Viele Grüße an euch beide, Tschüs.
(Stefanie hatte auch bei Liesel angerufen, da war sie wohl bei Boppard.)
Dienstag, 9. Mai
2006, 15. Tag
17.00 (Telefonat mit Karin) Stefanie ist von der Route abgewichen und an vielen
Mühlen vorbei durchs Elzbachtal geritten. Sie ist jetzt in Wirschem,
hat schon viele Dinge nach Hause geschickt, u. a. das Zelt, um Lotte zu entlasten.
Sie ist guter Laune. Morgen hat sie eine kurze Strecke von nur zehn km. Sie
hat schon einmal für 20 € in einem Gasthof übernachtet, ein
Zimmer mit Badewanne! Jetzt musste sie Lotte von der Wiese nehmen, weil Kinder
dort Fußball spielen wollten.
Mittwoch, 10.
Mai 2006, Wirschem, 16. Tag
07.20 (Anruf) Stefanie ist zu Gast bei einem alten Pferdehändler, der
auch Sportreiter wie Schockemöhle beliefert hat. Sie ist froh, das endlich
einmal einer bestätigt, dass sie mit Lotte ein gutes Pferd hat, nach
all den Fragen, warum sie nicht ein ausgedientes Polizeipferd oder Voltigierpferd
mitgenommen hat. Sie spürt die Nähe zu Lotte und ist mit ihr sehr
zufrieden, wenn nicht diese Sattelprobleme wären. Sie hat jetzt schon
das Gepäck auf 19 Kilo reduziert, das Zelt nach Hause geschickt, plus
Sattel sind das jetzt noch 31 Kilo, die plus Reiter müsste ein Pferd
eigentlich tragen können. Aber es dauert immer noch lange, bis sie die
Packtaschen auf dem Pferderücken hat, zunächst kam sie erst um 13
Uhr auf den Weg, jetzt ist sie immerhin zumeist um 11.00 unterwegs. Auf meine
Frage, ob man den Rücken des Pferdes nicht mal röntgen könnte,
erzählte sie mir, dass das heute passieren soll: der Schwiegersohn des
Hausherrn ist Tierarzt und will versuchen, das Röntgengerät heute
auszuleihen, um festzustellen, ob das Tier einen ernsthaften Rückenschaden
hat, Kostenpunkt 180 €. Das würde bedeuten, dass sie sich darauf
einstellen muss, den ganzen Weg mit dem Pferd zu Fuß zurückzulegen,
eine Trennung von ihm kommt für Stefanie nicht in Frage. Sollten sich
keine krankhaften Ergebnisse zeigen, ist das Sattelproblem wohl ein pferdepsychisches
Problem. Irgendjemand wird Lotte in der Vergangenheit ganz üble Rückenschmerzen
zugefügt haben. In dem Fall will Stefanie, wenn sie bei Jenny in Euskirchen
angekommen ist, wo sie einige Zeit Station machen will, um die nächste
Strecke zu planen, wieder vorsichtig mit dem Reiten beginnen. Das Wandern
mit Lotte macht jedenfalls Spaß, sie ist ein so lustiges Pferd! Man
kommuniziert ja beim Wandern Kopf an Kopf. Als ideal an Entfernung haben sich
bisher etwa 15 km pro Tag herausgestellt plus Herbergssuche. Dann hat Stefanie
noch genügend Kraft und Zeit, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen
und zu schreiben. Gestern Abend hat sie in der Dorfkneipe gesessen und mit
den Wirtsleuten Bruderschaft getrunken.
Abends (Telefonat mit Karin) Da das Röntgengerät für heute
nicht zu beschaffen war, ist sie weiter gezogen und verschiebt das Röntgen
auf die nächste Gelegenheit, vielleicht die Pferdeklinik in Euskirchen.
Sie hat die Pyrmonter Höfe erreicht, übernachtet in einem wunderschönen
Holzhaus mit karierten Gardinen, Lotte steht im Vorgarten. Morgen soll es
in Richtung Weiler weiter gehen. Die Fotos vom Reisebeginn sollen wir an Jenny
schicken.
Freutag (!), 12.
Mai, Pyrmonter Höfe, 18. Tag
07.30 (Anruf) Stefanie hat es so schön dort angetroffen, dass sie nicht
gen Weiler weitergezogen ist, sondern bei den Höfen geblieben ist und
hier auch bis Montag bleiben will, Jenny holt sie dann mit dem Hänger
nach Euskirchen ab. Karin und ich haben unter diesen Umständen beschlossen,
sie am Muttertag, dem 14. Mai dort zu besuchen, auch die Fotos können
wir nun dahin mitnehmen und Wäsche und was sie so braucht. Karin will
auch Kochen. (Ich finde es wunderschön, dass Stefanie die Tour, die vor
ihr liegt nicht als Erfolgszwang empfindet: weiter, weiter, weiter, sondern
dass sie schon im ersten Sechstel (?) dort verweilen kann, wo sie es schön
findet und das genießt.)
(Postkarte) 9. Mai 2006, (gestempelt am 11. 05.) Liebe Karin, lieber Dieter,
vor drei Tagen war ich auf der Eckmühle in der Ehrbachklamm trocken untergebracht
um dann ganz kleine Etappen mit Lotte allein zu gehen. Wir wandern unsere
15 km gut gelaunt zusammen und mit Lotte allein ist es ganz schön mittlerweile.
Übermorgen versuche ich in Weiler bei Monreal zu sein und 3 Tage später
bin ich schon bei Jenny. Da könnt ihr mich ja doch gerne besuchen. Bis
dahin herzliche Grüße, Stefanie.
Samstag, 13. Mai,
Pyrmonter Höfe, 19. Tag
Gegen Mittag, (Anruf) Lotte ist geröngt und ihr Rücken ist vollkommen
in Ordnung, also hängt ihre Empfindlichkeit doch mit der Psyche zusammen,
„und da bin ich ja hartnäckig". Wir sollen morgen nicht vor
14.00 da sein, weil sie noch auf dem PC zu arbeiten hat.
Sonntag, 14. Mai
2006, Pyrmonter Höfe, 20. Tag
07.30, (Anruf) Nun können wir doch schon früher kommen, weil ihre
Gastgeberin, an deren PC sie arbeiten wollte, überraschend Besuch bekommen
hat.
Um 10.00 Uhr starten wir und sind bei wechselnden Wetterverhältnissen
und zunehmend das Herz weitender Landschaft gegen 11.45 an den Pyrmonter Höfen.
Nur den ersten bekommen wir zu Gesicht, eine Ansammlung trutziger ehrwürdiger
Gebäude, in denen eine Wanderreitstation und eine Gaststätte untergebracht
sind. Überall sieht man die Anstrengung, das Anwesen zu erhalten, sympathisch
unorthodox. Stefanie wohnt im ersten von drei Holzhäuser die hinter dem
Hof angeordnet sind, mit Duschbad und Kochzeile und Platz für bis zu
acht Personen. Schon an der kurvigen Landstraße zwischen zwei Rapsfeldern
in kräftigem Gelb trafen wir eine deutlich drahtiger gewordene Stefanie:
glückliche Umarmungen. Lotte steht im abgezäunten Vorgarten, als
wir uns dem Häuschen nähern; wie hat sich das Pferd verändert,
keine Spuren von Angst, statt dessen selbstverständliche Zutraulichkeit,
die durch ein paar mitgebrachte Möhren noch gefördert wird. Ich
erfahre, dass ihre Nasenstüber, die ich ganz anders gedeutet hatte, ein
Zeichen dafür sind, wer hier das Sagen hat. Aus dem geplanten großen
Spaziergang wird nichts, da es andauernd kräftig regnet. Aber wenigstens
können wir von der Gaststätte aus Stefanie und Lotte beim Longieren
zusehen. Der Kontakt mit unserem Hund Timmy ist völlig unproblematisch,
sie zeigen einander ein paar mal, wie schnell sie sind, und damit hat sich’s.
Leider sind wir aber über den ganzen Tag nicht so unbeschwert, wie wir
uns das gewünscht hatten. Selbst die Nacherzählung von Stefanies
bisheriger Reise können wir nicht frei genießen. Die Tochter unserer
Nachbarn war vor zwei Tagen verunglückt, liegt mit schwersten Verletzungen
in Köln in einer Spezialklinik und für heute Abend erwarten wir
ihre nichtsahnenden Eltern aus der Toskana zurück. So treten wir schon
kurz nach 18.00 Uhr die Heimreise an.
Montag, 15. Mai,
Euskirchen, 21. Tag
20.30 Stefanie ist erschöpft und erkältet. Seit einigen Tagen regnet
es ununterbrochen. Die Stürme haben selbst in Köln Innenstadt Pappeln
wie Streichhölzer umgeknickt. (Anruf) „Jenny hat uns mit dem Hänger
abgeholt, ich bin froh, bei ihr in Euskirchen zu sein. Lotte ist in Schweinheim
bei lieben Menschen auf dem Hof. Sie steht mit zwei Haflingern und Jennys
Jonq auf der Weide und rennt glücklich mit. Wir „überwintern"
hier."
Dienstag, 16.
Mai, Euskirchen, 22.Tag
Bei Jenny ist statt der von Stefanie geschickten Foto-Karte mit 500 Bildern
von der bisherigen Reise, nur ein leerer Briefumschlag angekommen. Der Umschlag
ist an der linken Seite deutlich mit einem spitzen Gegenstand aufgeschlitzt
worden. Jemand hat die Foto-Karte willentlich entfernt. Bei der Post hat Stefanie
einen Nachforschungsantrag gestellt, aber es gibt wenig Hoffnung, die Karte
wiederzufinden. Stefanie ist traurig. „All die Bilder von den lieben
Menschen und den Reiseeindrücken der ersten Wochen sind weg." Nur
noch die Fotos der ersten fünf Tage aus Jennys Kamera haben überlebt.
Vom Reisen mit Helmut und Negro gibt es jetzt gar keine Bilder. Und von der
Reise mit Anke und Smoky nur eines.
Samstag, 20. Mai,
Euskirchen, 26. Tag
21.00 (Anruf) Heute auf Anjas Fahradgepäckträger gesessen, auf Anjas
Stute und auf Anjas Vespa-Roller. „Etwas viel für einen einzelnen
Hintern, aber ein sehr schöner Tag!."
Montag, 22. Mai,
Euskirchen, 28. Tag
11.15 (Anruf) Stefanie ist traurig, bei diesem stürmischen und regnerischen
Wetter noch nicht weiterziehen zu können. Es tut ihr gut, in Mannheim
mit Saskia und Michael eine solidarische und zuverlässige Bodenstation
zu haben, die sogar auffängt, wenn die Nachmieterin nicht wie verabredet
erscheint und die eingeplante Miete ausbleibt.
Samstag, 27. Mai,
Neuss, 33. Tag
Stefanie ist mit dem Zug angereist, um an ihrem Klassentreffen teilzunehmen,
nach 15 Jahren! Es geht bis drei Uhr morgens.
Michael mailt: „Reisetagebuch 2 ist drin, der 999. Besucher auch."
Sonntag, 28. Mai,
Neuss, Euskirchen-Schweinheim, 34. Tag
09.30 Ich bringe Stefanie mit dem Auto zurück zum Standort ihres Pferdes,
Euskirchen Schweinheim, ein Eifel-Dörfchen. Jenny ist da mit ihren Töchtern
und Anja, Jörg und Kai vom Hof. Die Stimmung ist unbeschwert und heiter:
endlich mal wieder schönes Wetter. Ich warte bis es losgeht, Jenny und
zwei junge Reiterinnen begleiten Stefanie und Lotte ein Stück.
21.00 (Anruf) „Ich war um 18.00 in Bodenheim. Bin etwas müde nach
der kurzen Nacht. Die Strecke entlang der Erft ist sehr schön, z. T.
richtige Alleen. Mächtig viele Radfahrer, heute am Sonntag. Ich übernachte
in einer Einlieger-Wohnung, viele Spinnen, aber ein richtiges Bett!"
Montag, 29. Mai,
Lommersum, 35. Tag
17.15 (Anruf) „Kurzbericht aus der Badewanne". Heute Dauerregen.
Bei Sturm und Schießanlagen, um Vögel von den Bohnenfeldern zu
vertreiben - nur bis Lommersum gekommen. Bei Leuten untergestellt, die auch
Schnitzler heißen und dort ein warmes Mittagessen bekommen. Dann Übernachtung
in der Westernstadt Lubbock-Town. Nette Menschen haben Stefanie mit nach Hause
genommen und dort in die Badewanne gelassen. Anschließend ist sie das
zweite mal bekocht worden. „Bei Regen tut man den Menschen besonders
leid. Das hat auch Vorteile." Dann zurück in die Westernstadt. Für
diese Nacht bewohnt sie ein Blockhäuschen, die Bank von Lubbock-Town,
mit offenem Feuer. Lotte steht neben anderen Pferden in der Box. Wetterbericht:
vereinzelt Schnee.
Dienstag, 30.
Mai, Erftstadt-Blessem, 36. Tag
06.30 Stefanie telephonisch geweckt, sie ist zum Frühstück eingeladen
und zieht dann weiter.
Mittwoch, 31.
Mai, Erftstadt-Blessem, 37. Tag
07.15 (Anruf) „Ich bin gestern beim dritten Anlauf, gerade vor dem Regen
sehr komfortabel bei der Burg Blessem in Erftstadt untergekommen. Hier betreibt
eine Pferdeostheophatin ein Reha-Center für Spitzensportpferde nach einer
OP. Lotte steht in einer großen Box und darf tags auf die Weide. Ich
darf im Turmzimmer im wunderschönen rot bezogenen Federbett schlafen
und in die warme Badewanne mit Blick in die Baumkronen. Als am nächsten
Morgen immer noch Dauerregen auf die Scheiben pladdert, frage ich, ob ich
einen Tag länger bleiben darf. Ich darf."
Lotte bekommt eine osteopathische Behandlung geschenkt. Lotte ist topfit!
Nur der Atlas und das Nackenband sind verspannt. Stefanie lernt Übungen
um Lotte dort zu entlasten.
Donnerstag, 1.
Juni, Schloß Lörsfeld bei Kerpen, 38. Tag
21.00 (Anruf) „Ich bin zusammen mit Lotte in der Scheune, außerdem
Vögel und Mäuse. Viermal völlig durchnässt heute. Wie
wird denn das Wetter morgen?" Wir konnten sie beruhigen, es soll trockener
werden. Zum ersten mal schläft sie mit Lotte gemeinsam im selben Raum.
Stefanie auf Strohballen, Lotte einen Meter tiefer im Sand in der fast leeren
Scheune des Schlosses.
Freitag, 2. Juni,
39. Tag
11.00 Stefanie ruft an und bittet mich, für sie in Bedburg-Königshoven
bei Verwandten anzurufen und zu fragen ob sie dort heute abend bleiben kann.
Der Akku ihres handys ist fast leer und sie kann nur knapp sprechen.
Natürlich kann sie bei Hans-Walter (Vetter von mir) und Renate auf der
Couch schlafen.
15.00 Und das Pferd kann bei Familie Maaßen unterkommen, dem ehemaligen
Nachbarn von Renate, bevor der Braunkohlenabbau das alte Dorf Königshoven
fraß.
21.00 Stefanie und Lotte sind jeweils gut untergekommen. In Königshoven
ist Familientreffen. Auch Maria, meine andere Cousine, ist aus Elsdorf gekommen
um Stefanie zu sehen.
Samstag, 3. Juni,
Königshoven, 40. Tag
Mehrere Anrufe über den Tag: Hans-Walter hat Stefanie und Lotte bis hinter
den neuen See bei Kaster begleitet. Danach ist Stefanie im Braunkohlen-Abbaugebiet
auf Abwege geraten. Nach dem Dauerregen tragen die torfigen Wege nicht überall.
Lotte ist bis zum Bauch eingebrochen und steckte mit Packtaschen im Schlamm.
Auf gutes Zureden von Stefanie konnte sie sich unter Aufbietung aller Kräfte
selbst befreien. Das Hufeisen rechts vorne fehlt und ist im Schlamm verschwunden.
Links vorne hat Lotte einen Ballentritt. Wo am Pfingstsamstag einen Schmied
finden?
Stefanie kehrte mit Lotte zum Maaßen-Hof zurück. Lotte darf sich
dort erholen. Und Stefanie auf Schnitzlers Couch. Herrn Maaßen hat morgen
seinen ersten freien Tag seit 6 Wochen. Trotzdem bringt er mit seinem Sohn
morgen Stefanie und Lotte im Hänger nach Neuss, wo sie in Ruhe einen
Schmied suchen und Lotte versorgen kann, bis die beiden wieder fit sind.
Pfingstsonntag,
4. Juni, Neuss-Morgensternsheide, 41. Tag
10.15 Auf dem Geulenhof kommen Stefanie und Lotte gut an. Wir lotsen Herr
Maaßen auf die Atobahn, damit er nicht zu viel seiner kostbaren Zeit
mit Umwegen durchs Neusser Schützenfest verliert. Auf der Furth herrscht
Ausnahmezustand. Lotte sieht gut aus. Wir freuen uns, Tochter und Pferd einmal
in unserer Nähe zu haben und lassen sie so schnell sicher nicht weg.
Donnerstag, 08.
Juni, Neuss, 45. Tag
Lotte wird beschlagen. Stefanie ist vor dem Aufhalten beim Orthopäden
und lässt sich Schuheinlagen verschreiben.
Abends Gartenfest mit Lesung der bisher entstandenen Texte. Zwanzig liebe
Gäste sind da und feiern mit uns. Anja und Jörg aus Euskirchen Schweinheim
übernachten im Zelt im Garten.
Samstag, 10. Juni,
Neuss, 47. Tag
Stefanie holt die Satteltaschen vom Schuster Baldus ab. Er hatte Riemchen
verstärkt, Nieten ausgetauscht und repariert, was bei Lottes Schlammschlacht
gelitten hatte. Außerdem ist eine Naht an Stefanies Wanderschuhen stabilisiert
worden. „Kostenlos! Gute Reise!" steht auf dem Abholschein, als
Stefanie die Reparaturen bezahlen will.
Bei der Open-Air-Equitana bekommt Lotte ein neues, noch leichteres Wanderreithalfter,
einen Anti-Bremsen-Stick ohne Sprühgeräusche und lederne Fliegenfransen
für die Stirn. Stefanie trifft sich dort mit Robert Claus und Jenny Kapretz
auf ein kaltes Getränk. Wir haben jetzt hochsommerliche Temperaturen.
Montag, 12. Juni,
Düsseldorf Kaiserswerth, 49. Tag
Lotte schläft heute auf einer Weide gemeinsam mit Schafen. Wo Stefanie
schläft ist noch unsicher. Die Rheinfähre bei Düsseldorf haben
die beiden gut gemeistert. Mit dem Fahrrad bin ich diese Etappe mitgefahren.
Dienstag, 13.
Juni 2006, Angermund, 50. Tag
Karin fand sich um 09.00 auf dem Knab’schen Hof ein. Über die Kalkumer
Schlossallee geht es weiter. Lotte ist auch durch Flugzeuge vom nahen Flugplatz
nicht zu beirren. Auf einem Waldweg eine Frühstückspause. Um 11.30
trennen sie sich. Karin wandert zurück zum Auto, Stefanie mit Lotte an
der Anger entlang.
21.00 (Anruf) Das Gespann ist in Angermund geblieben, bei 38° ging nichts
mehr. Stefanie bekam ein Zelt geliehen und kampiert auf der gleichen Weide
wie Lotte. Die beiden waren Schwimmen!
Mittwoch, 14.
Juni 2006, Ratingen-Breitscheid, 51. Tag
Lotte steht gut auf einem Hof an der Essenerstraße. - Stefanies Großtante
Gudrun, einundachtzigjährig, holt sie mit dem Auto zu Abendessen und
Übernachtung nach Mülheim.
Donnerstag, 15.
Juni 2006, 52. Tag
Sie erreichen den Baldeneysee und gehen bis Essen-Kupferdreh. Unterwegs hat
ein Auto gehalten, eine Dame (Cilly) dreht das Fenster herunter, fragt nach
Stefanies Plänen und lädt sie ein, bei ihr zu übernachten.
Lotte steht beim Bauern gegenüber auf der Weide mit Bachlauf und Schattenbaum,
Stefanie kann sie vom Fenster aus beobachten. Und die Badewanne benutzen.
Freitag, 16. Juni
2006, Essen-Kupferdreh, 53. Tag
Ausruhtag, Schreibtag.
Samstag, 17. Juni
2006, 54. Tag
20 km sind die beiden heute in Richtung Sprockhövel gelaufen, Lottes
neue Eisen stehen nicht richtig, sie stolpert bei Steigungen.
Sonntag, 18. Juni
2006, Sprockhövel, 55. Tag
18.00 (Anruf) Stefanie und Lotte sind auf der Ranch in Sprockhövel angekommen,
der Schmied war schon da und sehr hilfreich. Lottes Zahnen geht weiter. Stefanie
konnte Wäsche waschen. Die beiden werden auch morgen dort bleiben. Unter
dem Titel „Reisenotizen" ein Beitrag über den Schreibritt
im Deutschlandfunk. Leider erfuhren wir zu spät davon.
Montag, 19. Juni
2006, Sprockhövel, 56. Tag
12.45 Stefanie liest mir per Telefon den Artikel über Cilly vor. Morgen
geht es weiter Richtung Ennepetal.
Dienstag, 20.
Juni 2006, Ennepetal-Königsfeld, 57. Tag
21.00 (Anruf) Stefanie und Lotte sind auf einem Hof mit Reitstall und Reiterverein,
sie fühlt sich wohl dort; schön, nach der großen Etappe.
Donnerstag, 22.
Juni 2006, Breckerfeld, 59. Tag
08.30, (Wir rufen an) Beide kräftig von Mücken zerstochen aber gut
gelaunt.
16.30 (AB) „Ich wollte nur sagen, ich bin in Breckerfeld angekommen..."
Samstag, 24. Juni
2006, Breckerfeld-Bühren, 61. Tag
10.00, (Anruf) Stefanie berichtet vom vorigen Tag. Eine vom Sauerländischen
Gebirgsverein als Hauptwanderweg gekennzeichnete Strecke erweist sich als
bisher größte Herausforderung, ein schmaler Trampelpfad in steil
abfallendem Gelände. Lotte steigt tapfer über umgestürzte Bäume.
Plötzlich ist einer weder zu umgehen noch zu übersteigen. Das Pferd
muss kriechen! Stefanie befreit es von Gepäck und Sattel, geht dann zuerst,
Lotte steigt einmal und robbt dann tatsächlich hinterher, glücklicherweise
ohne sich zu verletzen. Satteln lässt sie sich danach noch, aber das
Gepäck will sie nicht mehr tragen und haut ab. Da sitz Stefanie nun neben
dem Gepäck. Sie verständigt die Polizei und beschreibt ihren Standort,
die Beamten erklären sich für nicht zuständig und verbinden
sie mit einer anderen Dienststelle, in diesem Augenblick kommt Lotte zurückgetrabt.
„Ich wollte ihnen nur sagen, dass mein Pferd sich selbständig gemacht
hatte, aber gerade zurück kommt." „Wir bedanken uns sehr für
die Information", sagt der Polizist am anderen Ende der Leitung. Unter
diesen Umständen schaffen die beiden nur 7,5 km und genießen den
Abend auf einer wunderschönen Weide bzw. mit netten Gastgebern bei einer
Flasche Wein vor dem Feuer im offenen Kamin. „Wenn ich jemandem etwas
Böses wollte, dann hätte ich ihn diese Strecke geschickt",
sagt der Hausherr.
Sonntag, 25. Juni
2006, 62. Tag
Im Wetterbericht Sturmwarnung für Westdeutschland.
Montag, 26. Juni
2006, Bruchhausen, 63. Tag
18.30 (Anruf) Die Beiden sind ein Stück mit dem Hänger gefahren
worden, bevor sie ihre Wanderung wieder aufnahmen. Jetzt meldete sich Stefanie
aus Bruchhausen, wohl zwischen Neheim-Hüsten und Arnsberg im Sauerland.
Dienstag, 27.
Juni 2006, 64. Tag
Auf Hörsters Farm im Schwinketal.
Mittwoch, 28.
Juni 2006, Breitenbruch, 65. Tag
13.45 Erstmals in einer kleinen Pension. Der Ort liegt im Naturpark Arnsberger
Wald.
Donnerstag, 29.
Juni 2006, Breitenbruch, 66. Tag
Schreibtag, Stefanie kann den PC benutzen, genießt das eigene Zimmer
und geht abends mit sich essen.
Dienstag, 04.
Juli 2006, 71. Tag
(Handy) Die Informationen fließen etwas spärlicher, denn Karin
und ich sind für eine gute Woche in der Tschechischen Republik. Aber
auf unseren Anruf hin hören wir, dass es Stefanie samt Lotte gut geht.
Sonntag, 09. Juli
2006, Beverungen, 76. Tag
21.00 Kurzinformation: Die Beiden sind bei sehr netten Leuten in der Nähe
von Beverungen. Lotte war von Bremsen zerstochen, aber es geht ihr wieder
gut.
Montag, 10. Juli
2006, Höxter, 77. Tag
Eine Postkarte von Schloss Eringerfeld: „... übermorgen verlasse
ich voraussichtlich NRW und bin mit Lotte dann schon in Niedersachsen. Außerdem
haben wir nette Begleitung von der achtzehnjährigen Ingeborg mit ihrem
Wallach. Vier Tage zu zweit sind auch ganz schön. Der Sommer ist mächtig,
die Kornähren schon gelb und Lotte braucht viel Wasser unterwegs... Eure
Wandertochter."
18.00 Stefanie hatte am Vormittag noch ein Interview auf den Weserwiesen und
zog dann weiter bis Höxter. Hier hat sie eine kleine Wohnung für
sich allein. Es gab nicht viel Zeit zu Reden, denn sie war zum Grillen eingeladen.
Dienstag, 11.
Juli 2006, Höxter, 78. Tag
20.30 (Anruf) „Ich bin immer noch in Höxter, das Heimweh hat mich
eingeholt; nach meinen Mannheimer Freunden, meinem Bett, meinem Schreibtisch.
Das Allein-Sein, das Ohne-Freunde-Sein, irgendwie habe ich ein schweres Herz,
heute." Das musste ja irgendwann kommen. Ein Todesfall überschattet
ihre Gastfamilie in Höxter, Stefanie leidet mit, tröstet, weiß
aber, dass sie jetzt eigentlich nicht dahin gehört und will morgen so
früh wie möglich weiter. Heute Abend kommt ein Sattler, Lottes Sattel
muss noch einmal angepasst werden. In dem Stall, wo Lotte steht, sind zwei
Pferde erkrankt, hoffentlich hat sich Lotte nicht angesteckt. „Ein Tag
voller Krankheit, Tod und Traurigkeit." Am Donnerstag stößt
Rena für vier Tage dazu! Darauf freut sie sich.
Rückblick: Wir erfahren, was sich hinter „Lotte war von Bremsen
zerstochen" verbirgt. Sie war regelrecht unter die Bremsen gefallen,
ihr ganzer Hals war zerstochen und nur noch eine Fläche von Blut und
Schweiß. Endlich fand Stefanie eine leidlich geschützte Weide,
aber beim Absatteln, sowieso Lottes heikler Punkt, verlor das Tier die Nerven
und sprang über Zaun und Bach davon. Stefanie verfolgte es mir einem
blitzschnell geliehenen Fahrrad. Die Spur führte auf eine Autostraße,
an einer Stelle musste Lotte mit den Hinterhufen ausgerutscht sein. Schließlich
fand sie sie, grasend, ein polnischer Lkw-Fahrer hielt die Leine, neben seinem
mit Warnblinkanlage geparkten Laster. Als er Lotte im Rückspiegel auf
die Straße preschen sah, war er ganz langsam gefahren, um andere Fahrer
zu warnen, dann hatte Lotte ihn überholt. „Pferd sehr schnell".
Als er sie wieder einholte, graste sie, er konnte sie an die Leine nehmen.
Stefanie dankte ihm heulend. Er klopfte ihr auf die Schulter: „Jetzt
ja gut!" Gut, dass wir im fernen Tschechien davon nichts gewusst haben.
– Immer wieder trifft Stefanie auf liebenswürdige Menschen, den
polnischen Brummi-Fahrer, die Familie, die sie anschließend aufnahm,
ihr half, das Pferd zu pflegen und sie am nächsten Tag aus der Bremsen-Gefahrenzone
herauszufahren, jemanden, der ihr eine Fliegendecke für Lottes Hals schenkte...
„Lotte sieht jetzt mit ihrer Fliegendecke aus wie das gepanzerte Reittier
eines mittelalterlichen Ritters, aber das Ding schützt zumindest den
Hals."
Mittwoch, 12.
Juli 2006, Burg Thonenburg, 79. Tag
16.15 (Anruf) Stefanie hat ein kleines Zimmer auf der Burg. Nachdem Lotte
ein paar Heidschnucken nervös gemacht hat, steht sie jetzt im Mutter-und-Kind-Abteil
eines Kuhstalls.
Freitag, 14. Juli
2006, zwischen Polle und Heinsen, 81. Tag
09.30, (Anruf) Morgens noch ein Gespräch mit der Inhaberin von der Thonenburg,
deshalb kommen sie etwas später los, sind aber nun in Niedersachsen.
Samstag, 15. Juli
2006, Dölme, 82. Tag
(Brief) Heute erhielten wir zwei Artikel mit schönen Fotos über
Stefanies Deutschlandtour aus dem Westfalenblatt bzw. der Höxterschen
Zeitung vom 12. 07. 06. Schon lange stand fest, dass Stefanie ihre Strecke
deutlich verkürzt hat, sie will nur noch bis zur Ostsee. Die ursprünglichen
Streckenabschnitte waren zu lang geplant, Steigungen nicht berücksichtigt,
erst recht nicht die unvorhersehbaren Sturm- und Regentage sowie die jetzige
Hitzeperiode. Aus dem Artikel erfahren wir auch ihre Zeitvorstellung: „An
meinem Geburtstag möchte ich wieder zuhause sein – und der ist
am 20. September."
Sie haben bisher 730 km zu Fuß zurückgelegt, zusätzlich 250
km mit dem Hänger, das sind bisher stolze 980 km.
Pause in Dölme: Die Schuhe sind durch und müssen zum Schuster. Lotte
macht 5 Tage Pause auf einer schattigen Weide in Gesellschaft zweier alter
Ponys. Die drei haben viel Platz und Gras. Auch Stefanie wird bei Privatleuten
lieb aufgenommen.
Sonntag, 16. Juli
2006, Dölme, 83. Tag
13.30 (Anruf) Lotte steht noch auf der Weide mit dem alten Wallach und der
blinden Stute, sie ist zwar nicht einäugig aber König.
Montag, 17. Juli
2006, 84. Tag
11.15 Ich nutze Stefanies Pause in Dölme und fahre kurzentschlossen zum
eindrucksvollen Köbbinghof nach Möhnesee-Völlinghausen, um
einige Sachen und weiteres Kartenmaterial abzuholen, das dort bei Ingeborg
für sie angekommen ist. Das bringe ich ihr anschließend nach Dölme
an die Weser. Natürlich reizt mich auch die Möglichkeit, meine Tochter
wiederzusehen. Über 300 Km lege ich zurück, bis ich bei ihr bin
und denke, dass sie die Strecke bei dieser Hitze zu Fuß machen musste.
Ich beneide sie nicht. Als ich aber die letzten Km an der Weser entlang durch
die wunderbare Landschaft fahre, beneide ich sie wieder.
Stefanie und auch wohl Lotte brauchen die Ruhetage dringend. Wir sitzen mit
ihren Gastgebern auf der Terrasse bei Kaffee und Kuchen und plaudern, mit
Blick auf die Weser und die am anderen Ufer steil aufsteigenden Berge. Aber
die Tage wollen auch genutzt sein, ein paar Dörfer weiter in Warbsen
gibt es einen Schuster, der Stefanies Wanderschuhe noch einmal retten soll
und anschließend fahren wir zum Einkaufen nach Bodenwerder. Später
besuchen wir Lotte und die beiden Ponys auf der vor dem Dorf liegenden Weide.
Abends sitzen wir mit Stefanies hiesigen Bekannten zwischen schönen Fachwerkhäusern
vor der einzigen Gaststätte, dem „Postillon", wo sie mir auch
ein Zimmer gemietet hat. Die Turmuhr auf der Dorfkirche nebenan zählt
eindrucksvoll die Stunden.
Dienstag, 18.
Juli 2006, 85. Tag
Man hat vor ein paar Jahren den alten Treidelweg an der Weser in Dölme
restauriert, hier mache ich einen Morgenspaziergang, bevor wir uns um 09.00
Uhr zum opulenten Frühstück im „Postillon" treffen. Nach
Kartenstudium zu Stefanies vor ihr liegender Strecke und einem weiteren Besuch
bei Lotte verabschieden wir uns und hoffen, dass die größte Hitze
wie vorausgesagt am Freitag vorbei ist.
Freitag, 21. Juli
2006, Bodenwerder, 88. Tag
15.30 (Anruf) Das Wetter ist unverändert aber Stefanie ist weitergezogen.
Lotte steht in einer Box des Reitervereins und der Schutz vor Sonne und Bremsen
tut ihr auch einmal gut. Stefanie übernachtet im Zelt, das sie sich wegen
des anhaltend schönen Wetters von Saskia schon zum Köbbinghof an
den Möhnesee wieder hatte nachschicken lassen. Der Schuster in Warbsen
hat für 5 € liebevoll und termingerecht alles getan, dass die Schuhe
vielleicht doch noch den Rest der Reise aushalten. Heute Abend, wenn die größte
Hitze vorbei ist, lässt sich Stefanie mit Uli, ihrer Gastgeberin aus
Dölme die Weser aufwärts fahren, um dann mit der Strömung flussabwärts
zu schwimmen, das wird sicher ein schönes Erlebnis. Anschließend
wird sie dann wieder nach Bodenwerder gebracht.
Samstag, 22. Juli
2006, Hajen-Ohsen, 89. Tag
17.15 (Anruf) Die Beiden sind, um der Hitze zuvorzukommen, schon um 07.30
losgegangen. Stefanie meldet sich jetzt von einer Domäne in Ohsen im
Wesertal. Das Schwimmen gestern, das sie zu viert unternommen haben, wurde
gleich mehrmals veranstaltet, so begeistert waren alle, man brauchte nur auf
dem Rücken zu liegen und sich treiben zu lassen. Lotte steht heute Abend
mit zwei Wallachen auf einer großen Weide, Stefanie hat ein Zimmer mit
Bad! Sie ist gut gelaunt aber in Eile, denn sie hat gleich noch ein Gespräch.
Montag, 24. Juli
2006, Hameln, 91. Tag
11.30 (Anruf) Stefanie meldet sich in dem Augenblick, wo sie mit Lotte Hameln
erreicht. Ich höre die Hufe auf dem Pflaster klappern. Weil Lotte es
auf der Domäne so schön hatte, waren sie dort einen Tag länger
geblieben. Gerade sucht Stefanie für Lotte eine Tränke.
Dienstag, 25.
Juli 2006, Rinteln, 92. Tag
14.45 (Anruf) Lotte ist auf einem Hof gut untergebracht. Stefanie erwartet
Karins Bruder mit seiner Frau, die sie von Bremen aus besuchen und die letzten
Km mit dem Rad fahren. Übernachten wird sie ebenfalls bei Verwandten.
Gut wenn man eine große Familie hat. Zwischendurch kommt für Lotte
noch ein Schmied.
(AB) „... Die Lotte ist ganz toll beschlagen, an den Hinterhufen hat
sie wieder einen Griffbeschlag, dabei wird der Huf vorne angeschmirgelt und
das Eisen etwas nach hinten versetzt, so dass eine größere Auftrittsfläche
entsteht. Ich hatte einen sehr guten Schmied, und jetzt gehen wir morgen beschwingt
mit neuen Hufen weiter. Hier ist es schön, ich habe Uwe und seine Karin
getroffen und bin hier in Rinteln lieb aufgenommen worden. Es war ein toller
Familientag. ..."
Mittwoch, 26.
Juli 2006, Kloster Möllenbeck, 93. Tag
17.30 (Anruf) Wegen der neuen Hufeisen, aber auch wegen der unerträglichen
Hitze haben sie heute nur eine kurze Strecke zurückgelegt. Lotte steht
wieder hochherrschaftlich auf der Wiese einer Domäne und bezieht heute
Abend einen sehr gepflegten Stall, während Stefanie im ehemaligen Kloster
(am Doktorsee?), in dem jetzt Ferienfreizeiten durchgeführt werden, im
Zimmer einer Köchin schlafen kann, die gerade in Urlaub geht. Und heute
Abend ist sie dort zum Schnitzel-Essen eingeladen.
Donnerstag, 27.
Juli 2006, Veltheim, 94. Tag
(AB) „... Ich habe zwei Fuder Heu eingebracht und gestapelt, jetzt bin
ich k. o. ..."
Freitag, 28. Juli
2006, Porta Westfalica 95. Tag
(Anruf) „ ...Wir haben gerade zehn Beine. Vom letzten Hof ist einer
der Hunde mitgelaufen, er ließ und lässt sich nicht zurückschicken,
dabei bin ich schon zwei Stunden unterwegs. Er geht nicht zurück! Ich
werde anrufen und fragen, was ich machen soll. Heute hoffe ich, bis Porta
Westfalica zu kommen..."
16.30 (Anruf) Sie sind in Porta Westfalica, Lotte steht mit einem alten Pony
auf der Weide, Stefanie zeltet auf der Nachbarweide und hat Zugang zu Toilette
und Dusche. Nun sind sie wieder sechsbeinig. „Tommy", so heißt
der Hund, ist abgeholt worden, er sprang noch zweimal aus dem Kofferraum,
aber schließlich half es ihm nicht. Stefanie tröstet sich bei einem
Griechen mit ´nem Obstler und einem Abendessen. Sie haben sich aber
fotografieren lassen, Lotte, Stefanie und Tommy und der bekannte Turm von
Porta Westfalica im Hintergrund. Samstag, 29. Juli 2006, Minden-Barkhausen,
96. Tag
(Anruf) Stefanie meldet sich aus dem Schwimmbad.
Sonntag, 30. Juli
2006, Todtenhausen, 97. Tag
16.00 (Anruf) Lotte steht auf dem Hof einer alten Dame, deren Sohn in Neuss-Üdesheim
(!) wohnt, sie bittet uns, einen Gruß von der Mutter dort vorbeizubringen.
Sie selbst ist bei zwei sehr netten Frauen in der Nähe untergekommen.
Und gerade war sie mit dem Fahrrad zu Lotte unterwegs.
Montag, 31. Juli
2006, Todtenhausen, 98. Tag
13.45 (Anruf) Nachdem der Hofhund Cora gestern alles tun durfte, was er früher
nie durfte, auf dem Sofa sitzen, Würstchen fressen, hat man ihn heute
einschläfern müssen und begraben. Nun liegt er zwischen den Hortensien.
Stefanie ist dabei, für die betrübten Hundebesitzer ein Essen vorzubereiten.
Dienstag, 01.
August 2006, vor Petershagen, 99. Tag
12.00 (Anruf von Unterwegs, ich höre die Beiden kräftig ausschreiten.)
„Heute ist uns die Kuh 88567 hinterhergelaufen. (Erst ein Hund, heute
eine Kuh, seit Hameln ist das verdächtig.) Ich hatte es zunächst
nicht bemerkt, bis mir Radfahrer sagten, ‚Sie haben eine Kuh.’
‚Nein’, sagte ich, ‚ich habe ein Pferd.’ ‚Dann
drehen sie sich mal um!’ Da sah ich das schwarz-weiße Prachtstück."
Dem Bauern gelang es, die Kuh wieder auf ihre Weide zurückzutreiben.
„Der Herbst kündigt sich hier ganz deutlich an, überall Stoppelfelder,
die Äpfel sind reif, die Himbeeren, die Pflaumen fast, die Blätter
färben sich schon, wegen der langen Dürre." Frau Helene, auf
deren Hof Lotte steht, hat ihr gestern auf pladdütsch aus ihrem Leben
erzählt,. Hochdeutsch waren sie per Sie, aber auf Platt hat sie Stefanie
geduzt. „Du hörs mi tau." Stefanie hat ihr dafür Lieder
vorgesungen: „Dat du min Leevste bös..." und „Die Gedanken
sind frei...". Das hat sie auch uns vorgesungen, die zweite Strophe sangen
wir dann zu viert: sie, Karin und ich und Helga , die gerade aus Hamburg zu
Besuch ist. Die Besitzer von „Cora", die Stefanie gestern mit begraben
hat, haben ihr einen sehr lieben Brief mit auf die Reise gegeben.
Mittwoch, 02.
August 2006, Ovenstädt, 100. Tag !!!
10.30 (Anruf) Im Zelt übernachtet. Seit 06.00 unterwegs. Es regnet kräftig.
Lotte ist etwas eigenartig heute, sie will ständig zu anderen Pferden.
Von einem Fohlen ist sie kaum wegzubringen.
Donnerstag, 03.
August 2006, Schlüsselburg, 101. Tag
22.00 (Anruf) Die beiden sind heute etwa sechs Stunden gewandert. Für
Lotte war bald ein Platz gefunden, aber Stefanie musste lange suchen, denn
die Bauern waren alle mit der Ernte beschäftigt.
Freitag, 04. August
2006, Rehburg-Loccum, 102. Tag
Stefanie übernachtet im Kloster Loccum im ehemaligen ‚Sloophus’
der Mönche. Lotte steht auf der Wiese beim Förster. Stefanie wird
von der Pfarrerin als Pilgerin empfangen. Im Kapitelsaal singen sie gemeinsam
und es klingt gewaltig.
Samstag, 05. August
2006, Loccum, 103. Tag
08.00 (Anruf) Wegen der Bremsen hatte Stefanie gestern für Lotte doch
noch einen Stall gesucht. Heute morgen um 06.00 hat sie sie auf die Wiese
gestellt und jetzt kommt sie wieder in den Stall, weil Stefanie heute mit
etwa 20 Leuten an einer ‚Pilgerwanderung’ zu den Ruinen des Mutterklosters
von Loccum teilnimmt. Mönche gibt es hier nicht mehr, aber eine Ausbildungsstelle
für evangelische Theologen. Stefanie ist ganz begeistert von der freundlichen
Aufnahme durch die nette Pfarrerin, von der Architektur des Klosters, vom
Kreuzgang und besonders vom Kapitelsaal, wohl aber auch vom Geist dieses Ortes.
Heute ganz früh in den Kapitelsaal zu gehen und ganz für sich zu
singen, die Gebäude im Morgennebel zu sehen, war ein Erlebnis, aber gestern
Abend hat es sie so allein in den weitläufigen Räumen gegruselt.
Sonntag, 06. August
2006, Loccum, 104. Tag
00.00 (Anruf) Ich begleite Stefanie per Handy, wie sie durch das Kloster geht,
die verschiedenen Türen und Pforten auf und wieder zuschließt,
zu Lottes Stall geht, diese auf die Weide bringt, mal redet sie dabei mit
Lotte, mal mit mir, im Kloster zurück auch einmal mit der Pfarrerin,
die ihr ein paar Bücher ausleiht, bis sie schließlich wieder in
ihrem Zimmer ist. Gestern Abend war sie im Anschluss an die Tageswanderung
mit der Pfarrerin in Steinhude am Südufer des Steinhuder Meeres (des
größten Sees von Niedersachsen) zum Essen. Heute hat sie die Möglichkeit,
am PC fünf Geschichten zu schreiben, die auf ihre Übertragung warten.
Wir hier kommen endlich dazu, dem zufällig in Neuss wohnenden Sohn einen
Blumengruss von seiner Mutter Helene zu bringen, die Stefanie in Todtenhausen
getroffen hat. Er hat ein schönes Haus ganz im Süden der Stadt in
der Nähe mehrerer Reiterhöfe.
Montag, 07. August
2006, Mardorf, 105. Tag
Karin ruft Stefanie um 07.30 an, ungünstig, denn sie ist gerade im Aufbruch.
17.30 (Anruf) Die beiden sind in Mardorf im Naturpark Steinhuder Meer. Zum
Abschied von Loccum gab es für Stefanie von sechs Menschen einen Segen,
sie war sehr beeindruckt.
Dienstag, 08.
August 2006, Neustadt am Rübenberge, 106. Tag
19.30 (Anruf) Nach 26 Wanderkilometern erreichen die beiden Neustadt, heute
begleitet von einem Fotografen, der sich zwei Tage vor der Geburt seines Sohnes
die Zeit nimmt, mitsamt seiner schweren Fotoausrüstung mitzuwandern.
Freundliche Menschen gabeln Stefanie und Lotte von der Straße auf und
bieten ihnen Quartier an, sie selbst kampiert in einem Bauwagen, na dann gute
Nacht.
Mittwoch, 09.
August 2006, Neustadt a. Rübenberge-Mariensee, 107. Tag
18.30 (Anruf) Stefanie und Lotte übernachten im Damenstift, eine großzügige
Wohnung mit einem wunderschön geschnitzten Bett folgt auf den Bauwagen,
in dem sie aber auch ganz gut geschlafen hat.. Karin und Stefanie reden lange
über den Film „Das große Schweigen" vom Ordensleben
franz. Kartäuser, der sich Karin nur wenig erschlossen hat, von dem Stefanie
aber ganz begeistert ist, sie hat den Film bei der deutschen Erstaufführung
gesehen und auch den Regisseur interviewt, weiß also viel über
die Hintergründe. Lotte hat Stefanie leider auf den Fuß getreten,
der nun ganz dick und blau ist, sie hat ihn gebadet und eingerieben und hofft,
ohne Komplikationen morgen weiter gehen zu können. Glücklicherweise
bekommt sie gerade Besuch von Karins Freundin Ursula aus Hannover, die Ärztin
ist. Sie wird sich die Bescherung sicher mal ansehen, bevor sie essen gehen.
Gerade treffen sie sich und nach lebhaftem Hallo ist mein Gespräch schnell
zu Ende.
Donnerstag, 10.
August 2006, 108. Tag
22.30 (Anruf, nach mehrmaligen Versuchen) „Ich wollte nur Bescheid sagen,
ich bin im Funkloch, aber mir geht’s gut und ich bin kurz vor Rodewald
und ich melde mich morgen, wenn ich aus dem Funkloch wieder raus bin."
Freitag, 11. August
2006, Laderholz, 109. Tag
16.00 (Anruf vom Telefon der Gastgeber) Stefanie verordnet Lotte einen Stehtag,
damit sie selbst den Fuß hochlegen kann. Betrübliche Nachricht:
das Handy streikt, also bis auf Weiteres: Funkstille.
Samstag, 12. August
2006, Laderholz, 110. Tag
21.30 (Anruf) Das Handy ist reanimiert! Stefanie ist noch einen Tag geblieben
und hat für ihr morgiges Weitergehen einen Kuchen gebacken bekommen und
eine Mettwurst als Wegzehrung. Sie war wegen ihres Fußes beim Arzt,
ein Zeh ist angebrochen, aber die verordneten zwei Wochen Ruhe will sie nicht
einhalten. Für kommenden Freitag hat sie sich mit Michael in Soltau verabredet.
Sonntag, 13. August
2006, Rodewald, 111. Tag
19.30 (Anruf) Trotz des lädierten Fußes sind die Beiden heute etwa
15 Km gelaufen, wahrscheinlich wegen der guten Marschverpflegung, und Stefanie
hat sich durch das langgezogene Rodewald gekämpft. Zwei Frauen haben
sie aufgenommen, die einen Gnadenbrothof für alte Pferde betreiben. Lotte
teilt sich mit vier anderen Ponys eine Wiese. Jetzt wird der Fuß versorgt.
Montag, 14. August
2006, 112. Tag
(AB) „Hallo, ich bin pitschnass in Eilte und trockne jetzt. Tschüs."
Dienstag, 15.
August 2006, Eilte, 113. Tag
08.00 (Anruf) „Ich bekomme einen alten Wallach geliehen und kann reitend
meinen Fuß schonen, ich habe eine Reitbegleitung, die nimmt Lotte als
Handpferd, so schaffen wir heute trotzdem 30 Km." - Gestern sind sie
viel durch den Wald gegangen und es hatte den ganzen Tag geregnet, Stefanies
Kleidung ist immer noch nicht trocken.
21.00 (Anruf) Der gestrige Gastgeber hat sie auf seinem Pferd begleitet, Lotte
machte sich gut als Handpferd. Nach fünf Stunden im Sattel, immer im
Schritt durch Moor und Wald und Heide, Stefanie auf „Navajo", sind
sie in Elferdingen angekommen. Nur einmal war eine Regenschauer zu überstehen.
Stefanie hat eine Stallkammer bezogen und wirft jetzt den Ofen an. Gerade
bekommt sie Besuch von einer Katze.
Mittwoch, 16.
August 2006, Fallingbostel-Dorfmark, 114. Tag
16.30 (Anruf) Frühstück heute auf der Bank vor der Box von Lotte,
die von oben herab zusah. Dann nach dem Weitergehen die Pause beim jungen
Schäfer und seiner Freundin, Einladung zum Tee. Lotte steht wie selbstverständlich
bei der Schafherde. Und jetzt am Tagesziel, die Badewanne in Dorfmark, zehn
Km vor Soltau. Wir verabreden einen Besuch bei ihr am 02. September, wo sie
auch ist!
Donnerstag, 17.
August 2006, Dorfmark, 115. Tag
13.30 (Anruf) Stefanie bleibt in Dorfmark, sie hat Lotte ein Hufeisen abgenommen,
das sie sich schief getreten hatte. Den Rest muss der Schmied machen, auf
den sie wartet.
Sonntag, 20. August
2006, Hötzingen, 118. Tag
15.00 (Anruf) Michael war da. Sie haben sich gestern beim Weiterwandern „die
Sintflut geteilt", dabei haben sich seine Schuhe aufgelöst. Gerade
ist er wieder ins Auto gestiegen.
Montag, 21. August
2006, Hötzingen, 119. Tag
20.15 Stefanie opponiert gegen das Wetter, bleibt vor Ort und will erst morgen
weiter in Richtung Hützel, die Verbindung leidet wieder unter einem Funkloch.
Dienstag, 22.
August 2006, Hötzingen, 120. Tag
09.30 Karin versucht, Stefanie anzurufen, aber die Verbindung bricht zusammen,
abwarten.
20.15 (Anruf) Das vor sechs Tagen gerichtete Hufeisen ist wieder abgetreten.
Diesmal ist ein Stück Hufwand mit ausgebrochen, nicht so einfach, wieder
muss ein Schmied her. Es regnet immer noch, und natürlich ist die Verbindung
immer noch schlecht.
Mittwoch, 23.
August 2006, Borstel in der Kuhle, 121. Tag
13.15 (Anruf) „Die Heide blüht und wir sind mittendrin und es ist
wunderschön hier!" In Hützel hat sich für die Beiden nichts
gefunden und so gehen sie weiter nach Borstel in der Kuhle. In Hötzingen
hatten sie es gut angetroffen, von einer sehr netten Gärtnerfamilie (mit
Orchideenzucht) war Stefanie in’s Haus aufgenommen worden. Jeden Tag
wurde ein anderes Pferd zu Lotte auf die Wiese gestellt, damit sie sich nicht
einsam fühlte, und sie hat auch mal im Stall übernachtet, was ihr
auch gut getan hat. Das Problem mit dem Huf hat sich als einfacher herausgestellt,
als Stefanie gedacht hatte, der Schmied hat es gestern gut gelöst. Lotte
ist heute schwieriger. „Nach fünf Tagen stehen sind wir etwas aus
dem Rhythmus." Ich berichte ihr vom Erscheinen ihres neuen Artikels in
‚Freizeit im Sattel’, den ich gerade gelesen habe und beschreibe
ihr das schöne Titelfoto. Sie freut sich, ist überhaupt gut drauf.
Donnerstag, 24.
August 2006, Wilsede, 122. Tag
20.00 (Anruf) Stefanie geht es gut, aber Lotte kränkelt. Der Tierarzt
stellt eine Nieren- und Blasenentzündung fest, durch das Wandern im Regen.
Er behandelt Lotte und empfiehlt Ruhe und bei Regen einen trockenen Stall.
So werden sie ein paar Tage in Wilsede bleiben, damit Lotte Tee saufen kann
und sich auskurieren. Stefanie kauft ihr morgen eine Decke, die sie ihr überhängen
kann, wenn sie nach der Wanderung im Trockenen ist. Jetzt sind sie wirklich
im Zentrum der Heide, auch noch im Aushängeschild Wilsede.
Freitag, 25. August
2006, Wilsede, 123. Tag
09.15 (Anruf) Geburtstagsglückwunsch mit Ständchen, sie ist die
erste Gratulantin, ich freue mich! Stefanie fürchtet, dass es in Wilsede
alles etwas teurer ist, aber sie bleibt und kümmert sich um Lotte: Ruhe,
Umschläge, Tees, Heilerde, Lotte steht in einem guten Stall. Sie selbst
kann sich auch etwas pflegen und sucht natürlich eine PC-Möglichkeit.
Sonntag, 27. August
2006, Wilsede, 125. Tag
14.30 (Anruf) Lotte bekam am Freitag noch Fieber, aber seit Samstag geht es
ihr besser. Die Ruhe tut gut. Stefanie wandert für sich durch die Heide,
ich höre die Pferdekutschen an ihr vorbeifahren. Sie ist nach Lektüre
auf Abstand zu Hermann Löns gegangen. Ich erwähne die immer noch
lesenswerten Tiergeschichten und hatte ihr als Gegenpol Arno Schmidt und „Brand’s
Haide" vorgeschlagen, aber der ist in Wilsede nicht aufzutreiben. Die
Arbeitsrückzugsmöglichkeit, die der Hamburger Mäzen A. Toepfer
im Landrat-Ecker-Haus für Künstler und Wissenschaftler unterhielt,
existiert nach seinem Tod nicht mehr. Das Haus beherbergt jetzt ein Restaurant,
aber dessen Inhaber lieh Stefanie sein Laptop, so dass sie arbeiten konnte.
Morgen gehen die Beiden weiter.
Montag, 28. August
2006, Undeloh, 126. Tag
13.30 (Anruf) Die Beiden sind heute nur 5 Km bis Undeloh gekommen; Lotte kränkelt
immer noch, außerdem wird der Sattel zum Problem, das wohl nur die Sattlerei
Sommer selbst beheben kann. Das Kopfeisen muss geweitet werden, weil Lotte
unterwegs gewachsen ist. Den Sattel einzuschicken kostet Stefanie mindestens
eine Woche Zeit! Zudem ist das Leben im Park Lüneburger Heide mächtig
teuer. Aber „ob ich eine Woche früher oder später die Ostsee
erreiche, stört doch die Ostsee nicht", sagt sie.
Dienstag, 29.
August 2006, Sahrendorf, 127. Tag
17.30 (Anruf) Die Beiden sind eine kurze Strecke bis Sahrendorf gegangen und
sind auch beide bei einem Bauern gut untergekommen. Für Lotte tut eine
weitere Pause sicherlich noch gut. Karin und ich werden Freitag mittags losfahren
können, so dass wir sie am Abend erreichen. Samstag wandern wir dann
gemeinsam ein Stück! Die Verbindung war wie immer in der Lüneburger
Heide schlecht.
Mittwoch, 30.
August 2006, Sahrendorf, 128. Tag
22.30 (Anruf) Stefanie rief Karin auf dem Weg von der Kneipe nach Hause an.
Dort traf sie nette Menschen. Nun ging sie noch bei Lotte vorbei, um nach
ihr zu sehen. Für uns hat sie eine Ferienwohnung gemietet und für
Freitag Abend einen Tisch bestellt.
Donnerstag, 31.
August 2006, Sahrendorf, 129. Tag
16.45 (Anruf) In der vergangenen Woche war der Arzt schon zweimal bei Lotte
und er kommt auch morgen wieder. Es geht ihr schon besser, aber sie ist immer
noch nicht so richtig bei Kräften. Stefanie wandert erst weiter, wenn
Lotte wieder gesund ist. Solange ist tags Weide und nachts Stall für
Lotte vorgesehen. Wir hier in Neuss freuen uns auf morgen.
Freitag, 01. September
2006, Sahrendorf, 130. Tag
Um 15.30 sind wir in Sahrendorf und treffen Stefanie in einer Gaststätte,
wo sie – gegen Bezahlung, wie üblich in der Heide – ein paar
Mails aufgegeben hatte. Zuerst besuchen wir Lotte auf der Weide, dann wandern
wir durch die Heide. Auf einer Bank erinnern wir uns der schrecklichen Heidetexte,
aber dann singen wir gemeinsam die schöneren Lieder, die uns einfallen.
Schließlich gegen wir zur „Teestube", die sich als ein sehr
ansprechendes Restaurant in einer alten Kate entpuppt und es gibt ein köstliches
Abendessen. Der Wirt ist auch der Koch und gleichzeitig, wie uns Stefanie
berichtet ein weltgereister Mann. Auf dem Heimweg kommen wir an Lottes Stall
vorbei.
Samstag, 02. September
2006, Sahrendorf, 131. Tag
Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserer schönen Ferienwohnung
fahren Stefanie und ich zum Einkaufen nach Hanstedt. Hier wird an verschiedenen
Stellen aufgetankt, auch in der Buchhandlung, die wiederum auch Leckeres für
Pferde bereithält. Nebenbei erleben wir den Niedersächsischen Wahlkampf,
von der FDP erhalten wir einen Kochlöffel, den später Timmy erledigt,
von der SPD Äpfel, die wir für Lotte aufheben. Bei einem Kaffee
sitzen wir anschließend in der Sonne und hören uns zu. Zurück
in Sahrendorf planen wir eine Kutschfahrt. Die Kutsche wird schon mal herausgeschoben
und wir warten geduldig. Stefanie trägt über einen halben Kilometer
Kaffee und Kuchen heran, liest uns einige ihrer zu Herzen gehenden Geschichten
vor, die uns an die Fahrt mit der Kutsche, in der wir schon sitzen, nicht
mehr denken lässt. Und das ist gut so, denn durch irgendein Missverständnis
kommen die Pferde nicht und wir wandern wieder für uns durch die Heide
und belohnen uns dann in dem bereits erprobten Restaurant. Hier ist Stefanie
mit Angela verabredet, die dort kellnert, und sie und Lotte zu einem Aufenthalt
im 40 Km entfernten Elbstorf einlädt.
Sonntag, 03. September
2006, Hamburg, 132. Tag
Wir fahren früh zu den Hamburger Landungsbrücken und besteigen eine
Barkasse für eine Hafenrundfahrt. Auch bei dem berühmten Hamburger
Wetter (= Nieselregen) wie immer ein Erlebnis. Anschließend treffen
wir im „Viale Antico" in der Deichstrasse Saskias Schwester und
ihren Freund, die in Hamburg leben. Sie bringen eine neue Fotokarte für
Stefanies Digitalkamera mit. Wir malen und reimen gemeinsam eine Postkarte
an Saskia und Peter in Mannheim. Es wird eine lebhafte Stunde. Dann setzen
wir Stefanie wieder in Sahrendorf ab, Abschied von ihr, Lotte und den Gastgebern
und fahren durch strömenden Regen nach Hause.
Montag, 04. September
2006, Sahrendorf, 133. Tag
(AB, gesungen) „Der Sattel ist da, der Sattel ist da, der Sattel ist
da, der Sattel ist da! Tschüss." Später bittet uns Stefanie,
sie morgen um sechs Uhr zu wecken, damit sie in Ruhe packen kann, denn es
soll weiter gehen.
Dienstag, 5. September
2006, Garlstorf, 134. Tag
16.30 (Anruf) Es geht noch nicht so richtig mit Lotte, deshalb sind sie auch
nicht sehr weit gekommen, aber sie haben einen guten Platz für Lotte
und Stefanie zeltet nahebei.
Mittwoch, 6. September
2006, Vierhöfen, 135. Tag
12.00 (Anruf) Stefanie meldet sich von einem schönen Waldweg nach Vierhöfen.
Donnerstag, 7. September
2006, Radbruch, 136. Tag
17.30 (Anruf) Während wir hier am Niederrhein herrliches Wetter haben,
regnet es im Norden noch kräftig. Lotte steht zwar schon im Trockenen,
aber Stefanie macht sich immer noch Sorgen um sie. Wegen einer Einladung ist
sie noch mal zurück nach Vierhöfen und ruft von dort aus an. Morgen
geht es Richtung Elbstorf weiter, so umgehen sie die Stadt Winsen.
Freitag, 8. September
2006, Elbstorf, 137. Tag
16.30 (Anruf) „Wir sind in Elbstorf und durch die wunderschöne
Winsener Marsch gewandert. Hier gibt es Blumen, die ich noch nie gesehen habe
und der Wind riecht schon nach Meer. Es ist tolles Wetter und Lotte ist zum
ersten Mal wieder fitt!" Sie sind der Einladung von Angela gefolgt, die
wir in der Teestube in Sahrendorf kennen gelernt haben. „Jetzt gehen
wir Äpfel pflücken!"
Samstag, 9. September
2006, Elbstorf, 138. Tag
17.00 (Anruf) Der Sommer kehrt nur etappenweise in den Norden zurück,
heute zum Beispiel ist es nass und kalt. So bleiben sie im Schutz der angenehmen
Beherbergung durch Angela. Stefanie sitz am Schreibtisch und kann arbeiten.
Auf der anderen Straßenseite steht Lotte auf einer langen Wiese und
spielt mit vier anderen Pferden. Nachts hat sie einen sauberen, geräumigen
und luftigen Stall.
Sonntag, 10. September
2006, Elbstorf, 139. Tag
14.00 (Anruf) Jetzt ist das Wetter schön und das Gastsein bei Angela
so verlockend, dass Stefanie beschlossen hat, auch morgen noch hier zu bleiben.
Montag, 11. September
2006, Elbstorf, 140. Tag
22.00, (Anruf) Es gab noch ein Gespräch mit dem Tierarzt. Er rät
von weiteren Stallwechseln für Lotte ab, damit sich ihr Immunsystem in
Ruhe weiter stabilisieren kann. Natürlich nimmt Stefanie auf Lotte Rücksicht.
Glücklicherweise können sie bis zum 27. September, wenn sie abgeholt
werden, in Elbstorf bleiben. Lotte kann sich erholen und Stefanie kann schreiben.
„Lotte und ich fühlen uns wohl hier."
Dienstag, 12.
September 2006, Worth, 141. Tag
19.30 (Anruf) Seit heute morgen 09.00 wurde sie bis 18.00 von einem Fernsehteam
des ZDF begleitet. Anderthalb Stunden haben sie im Kasten, für eine Sendezeit
von 5 Minuten, da wird sicher etwas Schönes herauszuschneiden sein. Lotte
ist den größten Teil der Strecke mit dem Hänger gefahren worden.
Wie ein Filmschauspieler musste sie mehrere Sequenzen mehrmals absolvieren
und hat alles geduldig mitgemacht. An Stefanies Geburtstag am 20. September
wird der Beitrag in der Sendung „Volle Kanne" irgendwann zwischen
09.00 und 10.30 zu sehen sein. Die 600 m lange Elbbrücke bei Geesthacht
und damit der Übergang nach Schleswig-Hostein lag auf der Strecke. Jetzt
zeltet Stefanie auf derselben Weide, auf der Lotte steht. Neben dem Zelt hat
sie eine Feuerstelle in einem Betonreifen und Holz, das sie gerade im Beisein
der neugierigen Lotte anzündet, die von ihrer schützenden Baumgruppe
herübergekommen ist. Vom Bauern hat Stefanie frische Tomaten bekommen,
Hasenbrote hat sie noch und einen Schluck Mirabellenschnaps in dem winzigen
Metall-Flachmann. So kann sie einen der letzten launigen Abende genießen.
Einen kurzen Tripp zur Ostsee wird sie wohl mal ohne Lotte machen. Aber „für
eine Autorin ist es schön, als Ziel der Reise im „Worth" angekommen
zu sein."
Mittwoch, 13.
September 2006, Elbstorf, 142. Tag
Heute kehren die beiden nach Elbstorf in die Gastfreundschaft von Angela und
Susann zurück.
Donnerstag, 14.
September 2006, Marschacht, 143. Tag
12.30 (Anruf) Stefanie ist wegen eines länger zurückliegenden Zeckenstiches
mit dem Fahrrad nach Marschacht zum Arzt gefahren. Sie muss drei Wochen lang
Antibiotika einnehmen. Glücklicherweise hat sie sich in Mannheim noch
gegen durch Zecken verursachte Hirnhautentzündung impfen lassen. Zu allem
Überfluss: „Oh, der Reifen ist platt". Damit es Lotte auf
der Wiese nicht langweilig wird, hat Stefanie wieder damit begonnen, sie zu
longieren und mit Stangen zu arbeiten.
Freitag, 15. September
2006, Elbstorf, 144. Tag
14.30 (Anruf) „Ich habe auf Lotte gesessen, ohne Sattel, dann ist sie
ganz vorsichtig". Susann, bei der das Pferd untergebracht ist, hat die
Aktion beaufsichtigt und wird ihr und Lotte wohl auch weiterhin helfen. Alle
Reitutensilien, die Stefanie zurückgeschickt hatte, kann sie sich vor
Ort ausleihen. „Angst hatte ich noch, der Wiedereinstieg ins Reiten
nach dem gebrochenen Kreuzbein im November fällt schwer, aber es geht
jeden Tag ein Bisschen besser."
Samstag, 16. September
2006, Elbstorf, 145. Tag
16.00 (Anruf) Heute morgen wurde Stefanie unter der Aufsicht von Susann eine
Stunde auf einem anderen Pferd an die Longe genommen, später hat sie
selbst Lotte longiert und wird heute auch noch eine Stunde auf Lotte reiten.
Und heute Abend liest sie bei Kerzenschein und Abendessen für ihre und
Lottes Gastgeber.
Sonntag, 17. September
2006, Elbstorf, 146. Tag
07.00 u.18.30 (Anrufe) Jetzt täglich Training mit und auf Lotte. Aber
gestern beim Friseur und bei der Fußpflege, heute Pläne für
einen Gebrauchtwagenkauf in Mannheim oder Hannover. Und die Unterkunft für
Saskia und Peter in Marschacht angemietet, damit sie gut untergebracht sind,
wenn sie Stefanie am 27. d. M. abholen. Der Ausnahmezustand neigt sich dem
Ende zu, die Zeit danach greift langsam aber stetig nach den Beiden. Noch
kann sie mit dem Fahrrad von Marschacht aus den Elbdeich entlang fahren und
dann „in den stillen Innenhof einbiegen". Sie soll es genießen
bis zur letzten Minute.
Montag, 18. September
2006, Hohwachter Bucht, Ostsee! 147. Tag
13.30 (Anruf) Stefanie und Angela sind an der Ostsee!!! Durchs Handy höre
ich die Wellen rauschen. Stefanie hat die Füße im Sand.
Dienstag.19. September
2006, Winsen, 148. Tag
Kinotag in Winsen an der Luhe, dazu erreicht uns eine Postkarte: „Ich
war drin. 2 x ganz. Und die Ostsee hat mich in den Schlaf gesungen heute nacht.
Mit Angela habe ich am Strand übernachtet und heute morgen den Tag mit
Lagerfeuer begonnen. Jetzt fahren wir ins Kino um den Film „Wie im Himmel"
anzusehen..."
Mittwoch, 20.
September 2006, Elbstorf, 149. Tag
00.00 Wir rufen an und gratulieren ihr zum Geburtstag und sie ruft früh
am Morgen noch einmal zurück und wir informieren telefonisch noch ein
paar Leute, denn ausgerechnet heute kommt gegen 10.00 Uhr ein Beitrag über
ihre Reise im ZDF. Sie feiert offensichtlich einen fulminanten Geburtstag
mit vielen Geschenken, die sie dort erreichen und vielen Anrufen. Michaels
ganze Abteilung hat gesungen.
Donnerstag, 21.
September 2006, 150. Tag !!!
(AB) Angela und Stefanie singen uns froh gelaunt ein plattdeutsches Lied vor.
Dann nur noch: „Tschüss".
14.00 (Anruf) Sie ist noch ganz erfüllt von ihrem Geburtstag.
Freitag, 22. September
2006, 151. Tag
08.00 (Anruf) Jeden Tag Training mit Lotte.
Samstag, 23. September
2006, 152. Tag
Heute erhielten wir die Oktoberausgabe von „freizeit im sattel"
mit Stefanies neuer Folge über ihren Schreibritt, zusätzlich darin
ein schöner Leserbrief von Annette Reese über Stefanies Aufenthalt
in Laderholz.
Sonntag, 24. September
2006, 153. Tag
16.00 (Anruf) Lotte war heute morgen etwas biestig, sodass Stefanie wieder
runtergesprungen ist, aber es nützt ihr nichts, nachher steigt sie wieder
auf.
Dienstag, 26.
September 2006, 155. Tag
07.30 (Anruf) Übermorgen geht es „nach Hause". Dann beginnt
ein neuer Lebensabschnitt. Die neue Aufmerksamkeit für Mensch und Tier
und Natur kann ihr niemand mehr nehmen. Dennoch wird der Wieder-Einstieg eine
nicht einfache Umstellung sein. Für Lotte reicht es heute nur zum Longieren.
Mittwoch, 27.
September 2006, Elbstorf, 156. Tag
09.00 (Anruf) Stefanie beschwichtigt Karins Sorgen mit dem emphatisch gesungenen
leicht variierten „Mama"-Lied von Heintje. Wir lachen kräftig.
Der Tag steht unter dem Zeichen des Aufbruchs: Vorkochen, Packen, „Löttchen
flott machen". Saskia und Peter kommen wohl gegen Mittag.
Donnerstag, 28.
September 2006. Göttingen, 157. Tag
17.30 (Anruf) Der Abschied von Angelas Familie war sehr herzlich, natürlich
auch traurig, aber Angela und Stefanie werden sich nicht aus den Augen verlieren.
Gegen Mittag kamen sie los, jetzt sind sie sind in Göttingen, Lotte in
einem Reitstall, die drei im Hotel. Peter ist wunderbar und sehr ruhig gefahren,
der Kleinlaster zog einen prima Hänger für Lotte und entsprechend
gelassen hat sie sich verhalten. Natürlich hatten sich die drei unterwegs
viel zu erzählen, Stefanie klang heiter, aber etwas müde. Wer weiß,
wann sie gestern ins Bett gekommen sind.
Freitag, 29. September
2006, Mannheim, 158. (und letzter!) Tag des Schreibritts
16.00 (Anruf von unterwegs) „Wir sind noch 30 Km von Impflingen entfernt,
wo Lotte mit Helmuts Pferden in Offenstallhaltung die große Weide genießt.
So einen Auslauf kann ich ihr in Mannheim nicht bieten. Weil Lotte aber jetzt
das Laufen gewohnt ist, braucht sie dringend Auslauf und hat zudem noch eine
kleine Herde zum Spielen." Stefanie, die sich jetzt wieder vermehrt ums
Geldverdienen kümmern muss, kann sie dort an den Wochenenden besuchen.
„Lotte wird mir fehlen".
Ende der Aufzeichnungen von dem, „...was wir so hörten..."
von Stefanies Schreibritt
Dieter Schnitzler